Volksschule

Aus der Geschichte der Volksschule

Es besteht kein Zweifel, dass längst bevor im 16. Jahrhundert die Einrichtung von volksschulähnlichen Lernmöglichkeiten begann, und bevor in den mittelalterlichen Städten Lese-, Schreib- und Rechenschulen entstanden, doch schon eine größere Zahl von Menschen auch in den Landbezirken Schreiben und Lesen lernen musste. Ihr Unterricht kann nur bei einem Geistlichen oder in Klosterschulen erfolgt sein. Wir kennen aus der Zeit von 1152 bis 1498 neun Geistliche der Pfarrei Eisenberg. Es ist wahrscheinlich, dass sie auch in besonderen Fällen Unterricht im Schreiben und Lesen gaben. Für die Kinder der "milites de Ysenburc" und der Burgmänner und Keller von Stauf können wir uns einen solchen Unterricht denken. Ob in den Frauenklöstern Ramsen und Rosenthal Ansätze zu Schuleinrichtungen waren, wissen wir nicht.

Mit der Einführung der Reformation mehrten sich die Wünsche nach Schulen für die Erziehung der Kinder. Schon 1524 hatte Martin Luther die Bürgermeister aufgefordert, christliche Schulen zu errichten. In seinem Sermon "Dass man die Kinder zur Schule halten soll" vertrat er die Meinung, dass die Obrigkeit schuldig sei, die Untertanen zu zwingen, ihre Kinder zur Schule zu halten. Für den Bereich Kirchheim und Stauf finden wir die ersten Bestimmungen in der Nassau-Weilburgischen lutherischen Kirchenordnung von 1573. In ihr wird jedem "Pfarrvolk" die Errichtung von Schulen angeraten und verlangt, dass bei Visitationen die Pfarrer, denen die Schulaufsicht übertragen war, gefragt werden sollten, ob die Eltern ihre Kinder zur Schule schicken. Und auf den in Kirchheim in den Jahren 1575 und 1578 abgehaltenen Kirchensynoden wurden bereits auch die Schulverhältnisse behandelt und Anordnungen erlassen, die aber bei dem mangelnden Verständnis der Gemeinden wenig Erfolg hatten, zumal bei der geringen Besoldung der ersten Schulmeister und beim Fehlen einer besonderen Vorbildung nur wenig geeignete Kräfte gefunden wurden.

Erst in Urkunden aus den Jahren 1609 und 1612 taucht in Eisenberg ein "Ludimoderator (lat. ludus = Schule, moderator = Helfer, Leiter; die Red.) Johann Laurentius Reber" auf, der 1618 bestätigt, dass ihm der "Tempelschreiber und Kirchschaffner der Herrschaft Stauf" jährlich 30 Gulden neuer Währung zahle und ihm 18 Malter Korn liefern lasse. Sein Nachfolger scheint der "würdige Herr Lorenz Stolzer" gewesen zu sein, der als Schulmeister und kirchlicher Almosenpfleger für die Gemeinde Kerzenheim im Jahre 1630 genannt wird ..." (entnommen aus "1200 Jahre Eisenberg-Pfalz" von H. Graf, S. 227).

Dem Band "Alte Schulhäuser der Nordpfalz", einer Dokumentation des Nordpfälzer Geschichtsvereins aus dem Jahr 1993, ist sinngemäß der nachfolgende Text entnommen: Noch vor 1661 unterrichtete in Eisenberg der Ludimagister (=Schul - meister) Johann Ludwig Koch und 1675 der Lehrer Johann Zapp. Später wurde meist der Begriff "Schuldiener" für den Dorfpädagogen gebräuchlich, so 1682 für Johann Conrad Landsiedel.

Ihre "Werkstatt" dürften die Lehrer - wie damals allgemein üblich - zuerst in ihrer Wohnstube gehabt haben. In den amtlichen Belegen erscheint erstmals 1698 etwas von einem "Rat- und Schulsaal". Für diesen Rat- und Schulsaal mussten 12 Albus (Silbermünzen) für einen Stubenofen und 17 Albus für Papier an die Fenster (wohl Ölpapier statt Glas) ausgegeben werden. Das Haus stand in der heute nicht mehr vorhandenen Backhausgasse beim Kirchgarten. 1736 entstanden der Gemeinde Eisenberg Unkosten für das "gemeinde neue Schulhaus" in der Hauptstraße. Es dürfte sich dabei wohl um das in der mündlichen Überlieferung noch haftende älteste Schulhaus in der Hauptstraße gehandelt haben. In dem Schulgebäude befand sich auch die Wohnung des Schulmeisters.

Das älteste Gebäude, in dem Schule gehalten wurde und das heute noch steht, ist das Haus Nr. 109 in der Hauptstraße gegenüber der evangelischen Kirche. Es war ein Mehrzweckbau, ein Rat-, Back- und Schulhaus. Es wurde 1768 von dem Schultheiss (= Bürgermeister) Fisch erbaut. Es diente zunächst einmal als Rat- und gemeindliches Backhaus, und im Obergeschoß war ein Schulsaal eingerichtet. Heute sieht die Front des Hauses anders aus als früher. Durch einen Umbau im Erdgeschoß mit neuem Eingang und einem Schaufenster sowie durch moderne Fenster und das Hinzukommen von Rolläden hat sich das Haus verändert. Die Inschrifttafel mit der Jahreszahl 1768 und dem Namen des Schultheissen Fisch und der Namen der damaligen Schöffen ist allerdings noch erhalten.

Noch 1833 hatten die insgesamt 273 Knaben, Mädchen und Feiertagsschüler kein eigenes Schulhaus. Der Unterricht wurde in zwei Sälen gehalten, die im Gemeindehaus untergebracht waren. Drei Lehrer standen im Dienst der Gemeinde Eisenberg, die damals im Jahr 1835 die Einwohnerzahl von 941 erreicht hatte. Die Schule war konfessionell gemischt. 1863 wurde auf Drängen der katholischen Bürger auch ein katholischer Lehrer eingestellt.

1878 bekamen dann die Eisenberger Kinder endlich ein eigenes, neues Schulhaus. Es wurde an der Ecke Hauptstraße/Dr.-Hermann-Graf-Straße gebaut. Für die 338 Schüler wurden vier Säle eingerichtet. Lehrer waren zu dieser Zeit Wilhelm Eller für die Obere Schule, Georg Giehl für die Mittelschule und Johann Feuerstein für die Untere- oder Vorbereitungsschule. Innerhalb von 30 Jahren wurden 1893 an der Südseite des Schulhofes mittels eines Neubaues zwei weitere Säle errichtet und schließlich erfolgte 1901 ein weiterer Anbau in westlicher Richtung. Trotzdem reichten die Räumlichkeiten ab 1908 nicht mehr aus. Deshalb genehmigte der Gemeinderat des Dorfes Eisenberg 1909 einen Betrag von 1000 D Mark für einen Schulhauswettbewerb. Es gingen 45 Entwürfe ein und der Ulmer Architekt H. Moser erhielt den 1. Preis. Mit dem Bezug des neuen Schulhauses, der Pestalozzischule, im Jahr 1913 wurde das alte Schulhaus umgebaut und dient heute als Rathaus; es ist Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung Eisenberg.

(aus der Festschrift der Grundschule,1995)

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